Freitag, 8. September 2023

VERFOLGUNG - Warum New York Times August Dickmanns Tod meldete (2023)

WARUM NEW YORK TIMES AUGUST DICKMANNS TOD MELDETE


Aktualisiert: 05.09.2023, 04:38 | Lesedauer: 5 Minuten


Anja Hasenjürgen


Für August Dickmann und seine Familie werden in Dinslaken Stolpersteine verlegt.

Foto: Zeugen Jehovas / PR



Am 15. September werden für August Dickmann und Familie Stolpersteine in Dinslaken verlegt. Warum sein Tod 1939 international beachtet wurde.

August Dickmann aus Dinslaken muss ein sehr willensstarker Mensch gewesen sein. Als der Kommandant des Konzentrationslagers Sachsenhausen ihn am 5. September 1939 nötigen wollte, seinen Wehrpass zu unterschreiben, erklärte der Zeuge Jehovas: Er könne niemals Soldat werden und auch niemals im Krieg Menschen töten, da Jehova den Krieg nicht geheiligt und befohlen habe. Er erkenne Adolf Hitler nicht als den Führer des deutschen Volkes an, Adolf Hitler sei die „personifizierte Bosheit und ein Werkzeug Satans“. Als er deswegen zehn Tage später, am 15. September 1939, im Alter von 29 Jahren hingerichtet wurde, meldete das sogar die New York Times: August Dickmann aus Dinslaken war danach der erste Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen, der in Nazi-Deutschland hingerichtet wurde. Am Freitag, 15. September, werden in Dinslaken Stolpersteine für August Dickmann und seine Familie verlegt

Im Jahr 1933 lebten in Deutschland etwa 25.000 Zeugen Jehovas. 9000 wurden inhaftiert. 337 wurden wegen „Wehrdienstverweigerung“ zum Tode verurteilt, davon 282 hingerichtet. Weil sie „bedingungslos den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigerten, wurde an ihnen ein ein Exempel statuiert“, so die Zeugen Jehovas NRW. August Dickmann, der 1932/33 gemeinsam mit seinen Brüdern Heinrich und Fritz begonnen hatte, die biblischen Lehren der Zeugen Jehovas zu studieren, wurde – offenbar aufgrund einer Anzeige – im Herbst 1936 verhaftet, vor Gericht gestellt und abgeurteilt, schreibt Johannes Wrobel, Hobby-Historiker und Zeuge Jehovas in einem Aufsatz über die Hinrichtung von August Dickmann, der auf zahlreichen Augenzeugenberichten basiert. In Sachsenhausen war eine ganze Reihe Zeugen Jehovas interniert - auch Augusts Bruder Heinrich.

 

Heinrich Himmler unterschrieb das Todesurteil


Lagerkommandant Baranowski, der als besonders brutal und sadistisch beschrieben wird, soll nach der Weigerung August Dickmanns getobt haben. Er bat in Berlin um die Erlaubnis, Dickmann einer „Sonderbehandlung“ zuzuführen. Das Todesurteil kam postwendend - unterschrieben von Heinrich Himmler. Auszuführen vot dem versammelten Lager. „Es war nicht die erste Exekution in Sachsenhausen, doch sollte es die erste öffentliche sein, das heißt vor allen Häftlingen des Lagers,“ so Wrobel.


Die New York Times vermeldete 1939 die Hinrichtung des ersten Kriegsdienstverweigerers in Nazi-Deutschland. 

Foto: Zeugen Jehovas / PR



Die SS-Führung ließ extra eine Doppelwand anfertigen, die Lautsprecher anstellen und das ganze Lager antreten. 16.000 Menschen. Die Zeugen Jehovas mussten vortreten. Es sollen zwischen 280 und 600 gewesen sein. Neben der Erschießungswand stand bereits ein schwarzer Sarg. Dickmann musste sich vor die Wand stellen. Er habe den Militärdienst verweigert, erklärte der Lagerkommandant via Lautsprecher: „Ich habe den Häftling Dickmann vor einer Stunde davon unterrichtet, dass sein elendes Leben um sechs Uhr ausgelöscht wird.“

Dann soll er Dickmann, der mit dem Gesicht zu Wand stand, angeschrien haben, „er möge sich umdrehen, damit seine dreckige Jehovavisage zu sehen sei“, so laut Wrobel der Bericht eines inhaftierten Kommunisten: „Dreh dich um, du Schwein!“ Dickmann habe nur kurz „Nein“ gesagt, so Wrobel. Er wurde, wohl von drei SS-Männern, am 15. September 1939, 18.06 Uhr, erschossen. Sein Bruder brachte den Sarg mit anderen zum Krematorium.

 

Er hoffe, dass nun mindestens die Hälfte der „Bibelforscher“, wie die Zeugen Jehovas damals hießen, den Wehrpass unterschreiben würden, mit diesen Worten habe sich der Lagerkommandant in Sachsenhausen anschließend an Dickmanns Glaubensbrüder gewandt. Doch es seien nur zwei Brüder vorgetreten, schreibt Wrobel – um ihre ein Jahr zuvor geleistete Unterschrift zu widerrufen.


Heinrich Dickmann überlebte - und kehrte nach Dinslaken zurück



Heinrich Dickmann überlebte das KZ Sachsenhausen. 

Foto: Zeugen Jehovas / Pr



Heinrich Dickmann überlebte laut Johannes Wrobel das Lager und starb, nach einem erfüllten Leben, 1998. Seine Frau Änne wurde 1937 ins Konzentrationslager Moringen und von dort unter anderem nach Ravensbrück und Sachsenhausen gebracht. Ihre 1927 geborene Tochter Alma wuchs zunächst bei Verwandten auf, ohne zu wissen, ob sie ihre Eltern wiedersehen würde. Heinrich und Änne Dickmann kehrten 1945 entkräftet und abgemagert nach Dinslaken zurück.

Der Lagerkommandant des KZ Sachsenhausen, Baranowski, erlitt kurze Zeit nach der öffentlichen Exekution August Dickmanns einen Schlaganfall und verstarb kurz darauf.

Den Gemeinden der Zeugen Jehovas in Dinslaken und Voerde gehören heute rund 270 Mitglieder an.

>> Termin: Stolpersteinverlegung

Am Freitag, 15. September, werden für August Dickmann sowie seine Bruder Heinrich sowie dessen Ehefrau Änne und Tochter Alma Scheef (geborene Dickmann) Stolpersteine am Augustaplatz 2 und an der Gertrudenstraße 40 verlegt. Die Verlegung beginnt um 11 Uhr an der Gertrudenstraße.


QUELLE: https://www.nrz.de/staedte/dinslaken-huenxe-voerde/dinslaken-warum-new-york-times-august-dickmanns-tod-meldete-id239343657.html





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