Zeugen Jehovas: Sieg für Menschenrechte in Osteuropa / Christliche Religion erwirkt juristischen Präzedenzfall in Bulgarien
New York (ots-PRNewswire) - Nach Jahren der Verhaftungen, Verprügeleien und des Eigentumsverlustes haben die Zeugen Jehovas die gesetzliche Anerkennung in Bulgarien zurückerlangt. Sie sind die erste Religion im Land, die sich erfolgreich an ein internationales Gremium gewandt hat, um die gesetzliche Anerkennung zurückzuerlangen. Dutzende von Religionen wurden 1994 verboten.
"Die gesetzliche Anerkennung, die wir am Mittwoch, den 7. Oktober 1998, erhielten, repräsentiert einen bedeutenden Sieg für die religiöse Freiheit im Land und in ganz Osteuropa", sagte Lubomir Kutchoukov, Sprecher der Zeugen Jehovahs in Bulgarien. "Wir sind dankbar, daß die Berufung auf internationale Standards bei den Menschenrechten zu dieser vernünftigen und friedlichen Lösung geführt hat", sagte er. "Alle Bürger Bulgariens werden von diesem Sieg profitieren."
Dieser bedeutende juristische Sieg kam nach der Intervention der Europäischen Kommission für Menschenrechte beim Europarat. Im Juli 1997 schlug die Kommission vor, daß die Regierung von Bulgarien sich außergerichtlich mit den Zeugen Jehovas einigt. Am 8. März 1998 akzeptierte die Kommission die Bedingungen der außergerichtlichen Vereinbarung, die das Versprechen der Regierung beinhaltet, den Zeugen Jehovas juristische Anerkennung zu gewähren. Teil der Vereinbarung ist auch, daß Bulgarien zustimmte, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der für Kriegsdienstverweigerer einen alternativen Zivildienst vorsieht. Die Bedingungen der Vereinbarung bewirken keine Änderung in der Lehre der Zeugen Jehovas.
Die Zeugen Jehovas wurden zum ersten Mal am 17. Juli 1991 in Bulgarien juristisch anerkannt, kurz nach dem Sturz des kommunistischen Regimes. Trotz der demokratischen Veränderungen in Bulgarien wurden die religiösen Einschränkungen jedoch fortgesetzt. 1993 begann die öffentliche Diffamierung "nicht traditioneller" Kirchen, die zu zahlreichen Verletzungen der Menschenrechte führte. 1994 verloren gut 39 Religionen ihren juristischen Status nach dem Inkrafttreten eines restriktiven, die Religionen betreffenden Gesetzes. Die Zeugen Jehovahs wurden Opfer von übereilten Polizeirazzien, wobei es zu Verprügelungen und Verhaftungen kam.
Zur selben Zeit "wurde nicht ein einziges Mitglied einer 'Sekte' (juristisch) angeklagt wegen des Begehens eines Verbrechens, das aus religiöser Überzeugung begangen wurde", stellte ein Bericht von 1996 der bulgarischen Helsinki Kommission und Menschenrechte ohne Grenzen fest.
Die Zeugen Jehovas sind seit den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts in Bulgarien. Weltweit haben sie fast sechs Millionen Mitglieder, mehr als 13 Millionen haben an ihren Gottesdiensten teilgenommen. In mehr als 150 Ländern sind sie offiziell anerkannt.