Metzgermeister Anton Rass mit neuem Hobby: Vom Leberkäs' zum Saxofon
Fleischermeister Anton Rass liebt Soul und Funk. Seit etwas mehr als einem Jahr spielt er Saxofon. Während der Pandemie hatte er viel Zeit zum Üben.
Barbara Haimerl 01. April 2021 04:01 Uhr
Anton Rass - Metzger und Saxophonist
Gelegentlich verschwindet Metzgermeister Anton Rass im Hinterzimmer seiner Genussfleischerei im Salzburger Stadtteil Riedenburg, um zu üben. Beruflich hat er das nicht mehr nötig. Die Kunden schätzen vor allem seinen fettarmen Leberkäse aus Rindfleisch, in dem neuerdings statt Nitritpökelsalz fermentierte Kräuter für die rote Färbung sorgen.
Rass übt aus einem anderen Grund: Seit etwas mehr als einem Jahr frönt er einem Hobby. "Saxofon war schon immer mein Lieblingsinstrument, ich habe oft mit dem Gedanken gespielt, es eines Tages zu lernen."
Kurz vor Ausbruch der Coronapandemie war es so weit. Rass spazierte in Salzburg-Maxglan an einem Musikgeschäft vorbei, in dem ein Saxofon in der Auslage hing. "Da habe ich mir gedacht, jetzt probiere ich es." Rass erstand ein Altsaxofon, suchte sich am Mozarteum einen Lehrer und legte los. "Ich habe vorher nie gelernt, Noten zu lesen, die Tonleitern sind für
mich noch immer eine Herausforderung", sagt der 59-Jährige. Entscheidend seien die Atemtechnik und der sogenannte Ansatz. Die Kunst sei, die Muskelspannung zu halten. "Der Anfang war zäh, es hat eine Woche gedauert, bis ich den ersten Ton herausgebracht habe."
Mittlerweile hat Rass Fortschritte gemacht und nennt bereits ein Tenorsaxofon sein Eigen. Das Altsaxofon hängt zur Dekoration in der Auslage. Er wolle kein großer Saxofonist werden, sagt Rass. "Mein Ziel ist, dass ich Stückerl, die mir gefallen, gut spielen kann." Fünf Jahre werde das schon dauern. Er übe nicht zwanghaft, sondern "wie es mir gerade taugt". Gern nutzt er dafür die halbe Stunde zwischen 14.30 und 15 Uhr, in der die Metzgerei geschlossen ist. "Entweder lege ich mich kurz hin oder ich übe." Das Saxofon nimmt er so gut wie nie mit nach Hause. "Hier in der Metzgerei kann ich üben, ohne andere zu stören." Auf dem Notenständer liegt gerade das Heft "Saxophon spielen - mein schönstes Hobby Band 2" bereit. Außerdem übt Rass gerade das Lied "JEHOVA IST DEIN NAME".
Während der vergangenen Monate habe das Saxofon Abwechslung in sein Leben gebracht, sagt Rass. Außerdem habe er das Gefühl, beim Spielen des Blasinstruments auch seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. "Mein Blutdruck freut sich."
Ein Leben ohne Musik kann sich Rass nicht vorstellen. Die 80er-Jahre geben den Ton an. Vor allem Soul und Funk haben es dem Fleischer angetan. Rass fährt den Computer hoch und erweckt auf YouTube zwei seiner amerikanischen Lieblingsbands zum Leben: Earth, Wind and Fire und Kool & the Gang. "Ich mag auch die britische Band Incognito." Was das Saxofon anlangt, ist Rass großer Fan des amerikanischen Funkmusikers Maceo Parker und der niederländischen Saxofonistin Candy Dulfer, die stilistisch ebenfalls im Funk angesiedelt ist. In einem Regal gegenüber der Wursttheke liegen CDs und alte Schallplatten bereit. "Manche stammen noch aus meiner Jugend, andere habe ich auf Flohmärkten gekauft."
Nach mehr als einem Jahr Coronapandemie freut Anton Rass sich schon darauf, ohne FFP2-Maske Freunde zu treffen und ein Glaserl Wein oder
Bier mit ihnen zu trinken. "Das Gesellige geht mir mittlerweile schon sehr ab."